Wenn man an Inklusion oder auch Barrierefreiheit im Zusammenhang mit Veranstaltungen denkt, kommen den meisten Menschen in erster Linie rollstuhlgerechte Zugänge zu Locations in den Sinn. Fällt die Location bei Online-Formaten weg, wird von vielen angenommen, Veranstaltungen im digitalen Raum wären per se barrierefrei. Leider ist dem nicht so und rollstuhlgerechte Zugänge allein bedeuten nicht Inklusion. Aber der Reihe nach. Wie nähern wir uns als Eventverantwortliche dem Thema inklusive Events, um unsere Veranstaltungen, ganz gleich ob online oder offline, künftig danach auszurichten? Folgende Fragen helfen dabei, einen Ein- und Überblick zu bekommen.
Am Anfang ist es hilfreich, sich erst einmal im Klaren darüber zu werden, worüber wir sprechen, wenn wir inklusive Events meinen. Herrscht hier Unsicherheit, vermeiden viele Eventplanende, sich überhaupt mit den Themen zu beschäftigen.
Inklusion bedeutet für Veranstaltungen: Alle Menschen können teilnehmen und teilhaben. Unabhängig von der Herkunft, dem Geschlecht oder ob die Menschen eine Behinderung haben – alle können dabei sein.
Barrierefreiheit schafft die Voraussetzungen, damit Inklusion gelingen kann. Das heißt, durch barrierefreie Aspekte bei unseren Veranstaltungen ermöglichen wir erst, dass alle Menschen, die an unseren Events interessiert sind, teilnehmen und teilhaben können – im baulichen, technischen und konzeptionellen Sinne.
Diese Definitionen zeigen ganz deutlich, für wen eigentlich Barrierefreiheit gut ist. Nämlich für alle! Für unsere Teilnehmenden, aber auch für uns als Mitwirkende. Für einen bestimmten Kreis an Personen ist Barrierefreiheit die Grundvoraussetzung, an einer Veranstaltung überhaupt teilnehmen zu können. Für alle anderen bedeutet Barrierefreiheit immer einen Gewinn an Komfort.
Zunächst sollten wir uns als Planende darüber klar werden, wo in unserer Planungskette Barrieren entstehen können, die Menschen an der Eventteilnahme hindern könnten. Dieses Bewusstwerden durch einen Perspektivwechsel ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit. Ein klares Commitment für inklusive Veranstaltungen ist dann die Basis, um eigene Standards aufzusetzen, die für alle künftigen Events gelten – ganz gleich, ob intern oder extern und unabhängig von der Größe der Veranstaltung.
Barrierefreiheit muss immer von Anfang an mitbedacht werden, vom ersten Schritt der Prozesskette an. So vermeiden Sie aufwändige und teure Nachbesserungen, die häufig weder ins Bild noch ins Budget passen.
Hier sind die wichtigsten Bereiche kurz vorgestellt:
Wenn Zugänge ausschließlich über Treppenaufgänge und enge oder zu schwere Türen erreichbar sind, wird es für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, mit Rollatoren, mit Kinderwagen, aber auch für die Mitarbeitenden von Technikfirmen mit ihren Materialkoffern schwierig, sich im Gebäude zu bewegen.
Tipp: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Wunschlocation nach barrierefreier Zugänglichkeit und barrierefreier Nutzbarkeit des Gebäudes und machen Sie sich vor Ort am besten selbst ein Bild davon.
Ab dem Moment, zu dem Sie über Ihre Veranstaltung kommunizieren, ist es wichtig, auch hier auf Barrierefreiheit zu achten. Gerade für Menschen mit einer Sehbehinderung gestaltet sich der Zugriff auf Websites schwierig, die nicht barrierefrei gestaltet wurden. Unübersichtlich gestaltete Websites oder Anmeldetools können allerdings allen Menschen den Zugriff unnötig erschweren und für Frustration sorgen.
Tipp: Was die Programmierung Ihrer Website angeht, nehmen Sie frühzeitig Kontakt zu geschulten Entwicklern auf, die Ihre Seite barrierefrei aufsetzen. Aber Sie selbst können ebenfalls etwas für mehr Barrierefreiheit tun, z. B. durch kontrastreiche Gestaltung und serifenfreie Schriften.
… ein Bereich bei Events, der durch sein Potenzial zum Networking immens wichtig ist. Häufig geht es bei der Planung von Cateringzonen vor allem darum, möglichst viele Menschen im vorhandenen Raum verköstigen zu können. Deshalb wird in der Regel auf Stehmöblierung gesetzt, die für kleinwüchsige Menschen, Menschen im Rollstuhl, aber auch für Teilnehmende, die einfach Probleme mit langem Stehen haben, kein Genuss sind. Hier entsteht keine gute Atmosphäre für Gespräche auf Augenhöhe.
Tipp: Gerade im Cateringbereich können kostenneutrale Lösungen zum Einsatz kommen, die in Sachen Barrierefreiheit große Effekte erzielen. Anstelle von reiner Stehmöblierung kommt eine Mischbestuhlung aus Steh- und Sitzmöbeln zum Einsatz sowie unterfahrbare Buffetelemente – für alle Teilnehmenden ein Gewinn an Komfort.
Die technische Ausstattung sorgt bei Veranstaltungen z. B. durch Ton und Licht dafür, dass Vorträge gut gehört und gesehen werden können. Gerade Teilnehmende, die Probleme mit dem Hören haben, können häufig nicht vollumfänglich teilhaben, da die akustischen Gegebenheiten für sie zu schwierig sind. Schlecht ausgeleuchtete Bereiche der Eventräumlichkeiten sorgen bei Menschen mit Seheinschränkung für Probleme bei der Orientierung.
Tipp: Gut ausgeleuchtete Bereiche sind für alle Teilnehmenden gleichermaßen vorteilhaft. Sprechen Sie mit Ihren Technik- und Locationpartnern, um hier optimale Voraussetzungen zu schaffen. Viele Locations verfügen im Bereich Tontechnik über assistive Techniken, die z. B. Menschen mit Hörhilfen zu Gute kommen. Sprechen Sie auch hierzu mit Ihrem Locationpartner. Und letztlich können jederzeit ausgebildete Gebärdendolmetscher oder der Einsatz von Live-Untertitelung den Veranstaltungsinhalt voll zur Geltung bringen. Kommunikation mit Expert·innen ist auch hier das Wichtigste.
Viele Menschen denken, dass durch den Wegfall einer Location digitale Formate an sich barrierefrei sind. Es stimmt, dass durch die Möglichkeit der Teilnahme von allen denkbaren Orten aus viele Barrieren in den Bereichen Zugänglichkeit und Mobilität wegfallen. Pluspunkt für Barrierefreiheit. Allerdings sollte noch auf andere Aspekte geachtet werden.
Hier bestehen große Unterschiede, was die Einbindung von barrierefreien Aspekten angeht. Folgende Fragen sollten vor der Auswahl des passenden Tools geklärt werden:
Aber auch Sie als Veranstaltende und Referent·innen können einen wichtigen Beitrag zu mehr Barrierefreiheit bei digitalen Veranstaltungen leisten:
Gerade die Interaktion zwischen Veranstaltenden und Teilnehmenden, aber auch zwischen Referent·innen und Teilnehmenden sowie den Teilnehmenden untereinander, sind die Königsdisziplin eines jeden Events. Das bedeutet für uns Veranstaltende allerdings, dass wir Voraussetzungen dafür schaffen, dass genau diese Interaktion auf allen Ebenen gelingen kann. Barrierefreiheit, wie wir sie beschrieben haben, ermöglicht genau diese wichtige Interaktion und lässt so jede Veranstaltung für alle Beteiligten zu einem Gewinn werden.
Die barrierefreie Gestaltung von Events ist noch ein recht junger Handlungsbereich, der aber künftig maßgeblich die Qualität einer Veranstaltung mitentscheiden wird. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse unserer Teilnehmenden und die Ausrichtung unserer Eventkonzepte darauf gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Wer heute seine Veranstaltungen nur auf oberflächliche Trends ausrichtet, wird es künftig schwer haben, sich aus der Masse an Mitbewerbern abzuheben.
Zukunftsgerichtete Eventkonzepte sind nachhaltig und inklusiv und stellen neben dem Thema ganz klar die Teilnehmenden in den Mittelpunkt. So werden sich von Anfang an ganzheitlich gedachte Konzepte behaupten und genau das bewirken, wofür sie gedacht sind: wirkungsvolle Veranstaltungen, an denen alle Menschen teilhaben können.
Mehr zum Thema Inklusion erfahren Sie am 25. Mai auf der nächsten XING Events Digital Stage. Dort sprechen Kerstin Hoffmann-Wagner und Gudrun Jostes über „Interaktion für alle! Durch Inklusion & Barrierefreiheit auf (Online-)Events“.