Fachkonferenzen mit starrem Programm kennt jeder. Im Zeitalter von sozialen Medien und dynamischen Themen wünschen sich Menschen aber oft etwas anderes und wollen stärker bei Veranstaltungen einbezogen werden. Wenn sie das auch so sehen, dann machen sie doch mal ein Barcamp.
Ich bin seit knapp zehn Jahren begeisterter Barcamper: Zunächst als Besucher und seit einiger Zeit auch als Veranstalter und Moderator des Hochschulbarcamps (www.hscamp.de). In diesem Blogeintrag möchte ich das Veranstaltungsformat vorstellen und die Potentiale für ihre Veranstaltungen aufzeigen.
Das erste Barcamp fand im Jahr 2005 in Palo Alto im Silicon Valley statt. Die Grundidee wurde geprägt vom Internetpionier Tim O´Reilly, welcher bei den sogenannten FOO-Camps („Friend of O´Reily“) regelmäßig einen elitären Kreis versammelte. Hier wurden über innovative Themen gesprochen und ungezwungen Erfahrungen ausgetauscht. Dieser offene Austausch faszinierte viele, aber die eingeschränkte Gästeliste der FOO-Camps engte die Teilnahmemöglichkeiten enorm ein. Mit dem ersten Barcamp beschritt man einen anderen Weg und öffnete es für möglichst viele Personen und damit auch für eine gewisse Vielfalt an Sichtweisen und Themen. Den Namensteil „Bar“ entlehnte man dabei aus der IT-Sprache, in der er ursprünglich für eine Leerstelle steht - vgl. Space Bar auf der Computertastatur. Ein Barcamp ist also nach Definition des eigenen Namens, eine Veranstaltung mit einer Leerstelle, wobei sich dies auf das Programm bezieht. Im Gegensatz zu einer klassischen Fachkonferenz hat ein Barcamp zu Beginn kein festes Programm, sondern dieses wird zu Beginn durch die Teilnehmenden selbst entwickelt.
Seit 2006 finden Barcamps in Deutschland statt und entwickelten sich vor allem in der IT- und Internetszene zu einem beliebten Veranstaltungsformat. Der Großteil der Barcamps wird dabei von kleinen Teams organisiert und durchgeführt. Diese arbeiten meistens ehrenamtlich und auf den Veranstaltungen werden oft auch Freiwillige für Unterstützungsleistungen eingebunden z.B. das Entwerten von Tickets oder das Vorbereiten von Räumen. Dadurch entsteht eine gemeinschaftliche und positive Atmosphäre. Viele Aufgaben des Eventmanagements werden bei Barcamps nach dem gleichen Muster gehandhabt und wie folgt gestaltet:
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Zur Finanzierung nutzen Barcamps ergänzend zu den Ticketeinnahmen meistens auch Sponsorenleistungen. Diese können in Geld- oder Sachsponsoring bestehen und werden auch öffentlichkeitswirksam kommuniziert. In der Regel werden Sponsoren von den Besucherinnen und Besuchern eines Barcamps sehr positiv wahrgenommen und als gleichberechtigte Teilnehmende betrachtet.
Barcamps werden inzwischen zu vielen verschiedenen Themen angeboten z.B. Personalwesen, Gesundheitsmanagement oder sogar Stricken. Prinzipiell eignen sich alle Themen, die von einer Schnelllebigkeit der Inhalte und einem großen Bedarf nach Weiterbildung und Austausch geprägt sind. Barcamps können hier besonders mit folgenden Stärken punkten:
Einen guten Überblick über Barcamps findet man hier: https://www.barcamp-liste.de/
Für die Teilnahme an einem Barcamp brauchen die Teilnehmenden keine Vorkenntnisse, sondern müssen vor allem Motivation und Lust zum Austausch mitbringen. Das Mitmachen und Netzwerken steht im Mittelpunkt und alle sind hier gleichberechtigt und begegnen sich auf Augenhöhe. Zum Einstieg empfehle ich allen, die das Format selbst durchführen wollen, den Besuch eines Barcamps. So bekommt man einen guten Einblick in die Grundprinzipien und sieht auch die wichtige Rolle der Moderation. Diese ist hauptverantwortlich für die erfolgreiche Programmerstellung und trägt wesentlich zur Atmosphäre der ganzen Veranstaltung bei. Im nächsten Schritt sollte man überlegen, inwiefern eigene Themen und Zielgruppen ins Format transferiert werden können. Dabei kann man auch kreativ sein und die Grundprinzipien etwas adaptieren. Beispielsweise kann man Zeitslots länger oder kürzer machen oder man kann Speaker und Sessionthemen auch vorher festlegen und in die freie Agenda integrieren. Entscheidend ist meiner Meinung, dass man den Grundgedanken der gemeinschaftlichen Programmgestaltung beibehält und allen Teilnehmenden die Möglichkeit zum Mitmachen und zur freien Entscheidung des persönlichen Programms belässt. Dadurch werden diese mitverantwortlich für den Erfolg der Veranstaltung, bringen sich aktiv ein und gehen letztendlich zufrieden nach Hause.
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