Rund zwei Drittel der Jugendlichen nehmen laut Studie des Rats für Kulturelle Bildung Video-Tipps von YouTubern und Co. an. Rund 20 Prozent informieren sich sogar direkt über aktuelle Nachrichten auf der Plattform, so die Ergebnisse der JIM-Studie 2018. Das Themenspektrum auf der Plattform ist breit und neben Beauty, Fashion und Lifestyle wird auch Politik gemacht.
Ab welchem Alter sollen Jugendliche an Wahlen teilnehmen können und sind sie überhaupt interessiert am traditionellen Politikgeschäft.
Die durchschnittlichen Wähler:innen von SPD und CDU sind 52,8 Jahre alt. Von dieser Politik fühlen sich viele junge Menschen in Deutschland mit ihren Wünschen, Interessen und Vorstellungen nicht abgeholt.
Vor allem die »Fridays for Future«-Demonstrationen zeigen, wie wichtig Themen wie der Klimawandel, Arbeitsmarkt und Zukunft den Jugendlichen sind. Häufig werden in die Wahlkampagnen kurzfristige Versprechungen wie Rentenerhöhungen aufgenommen, die für die Legislaturperiode Wählerstimmen sichern, aber langfristig keinen Einfluss auf die Zukunft der jungen Menschen haben.
Eine Diskussion über die Absenkung der Wahlmündigkeit wird nicht zum ersten Mal geführt. Mit ihrer neuen Studie »Wählen mit 16? Ein empirischer Beitrag zur Debatte um die Absenkung des Wahlalters« leisten die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thorsten Faas und Arndt Leininger, PhD, vom Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft (OSI) der FU Berlin einen empirisch fundierten Beitrag zu dieser Diskussion.
Sie haben bei 15- bis 24-Jährigen untersucht, welche Chancen und Risiken mit einer Absenkung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahren verbunden sind. Dabei wurden Jugendliche nach den Landtagswahlen am 1. September 2019 in Brandenburg und Sachsen in den Blick genommen. Die Wissenschaftler machten sich einen besonderen Umstand dieses Wahltags zunutze: Während die 16- und 17-Jährigen auf der brandenburgischen Seite der Grenze an diesem Tag wählen durften, blieb ihren Altersgenoss:innen in Sachsen dieses Recht verwehrt. „Diese besondere Situation hat es für uns möglich gemacht, präzise festzustellen, was das Erreichen der Wahlaltersgrenzen mit jungen Menschen macht“, erläutert Projektleiter Leininger.
Die Wissenschaftler stellten schon bei 15-Jährigen ein recht ausgeprägtes Interesse und Wissen an und über Politik fest – unabhängig vom Mindestwahlalter in beiden untersuchten Bundesländern. Auch liegen politischen Grundeinstellungen – Interesse, Selbstwirksamkeit, Wissen – von 16- und 17-Jährigen laut der Studie auf einem sehr ähnlichen Niveau wie bei jungen Volljährigen. Dies spreche zumindest nicht gegen eine Absenkung des Wahlalters, so die Wissenschaftler.
Insgesamt legen die Studienergebnisse keine eindeutige Antwort nahe. Grundsätzlich liefert eine Absenkung des Wahlalters der Studie zufolge Möglichkeiten, junge Menschen in politikaffineren heimischen oder schulischen Kontexten an Politik heranführen und sie so auf das Wählen vorzubereiten. Aber nur wo eine solche Heranführung auch tatsächlich geschehe, sehen die Wissenschaftler eine Chance auf die erhofften positiven Effekte.
Im Berliner Mediensalon wollen wir über die vermeintliche Politikmüdigkeit von Heranwachsenden sprechen, ab welchem Alter eine Teilnahme an Wahlen sinnvoll ist
und wie das veränderte Medienverhalten sich auf die politische Teilhabe auswirkt. Und wir wollen von Politikerinnen und Politikern wissen, was sie gegen die Politikferne von jungen Menschen tun wollen.